A new beginning

Am 10. November (2015 – der Zusatz ist bei der Beitragsfrequenz wohl leider vonnöten) habe ich mir meinen Marknagel aus der Schulter entfernen lassen.

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Die Rückkehr ins Leben gestaltete sich leider nicht ganz so nahtlos wie ich es mir erhofft hatte. Die vierzehntägige Krankschrift blieb, ganz im Sinne meiner Pflicht zur Gesunderhaltung, komplett sportfrei. Ganz ungenutzt blieb die Pause allerdings nicht:

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Irgendwie gut, dass Tätowierer in der Regel ein vierzehntägiges Sportverbot aussprechen. Sonst wäre ich wohl inzwischen großflächig angemalt. Glücklicherweise sind Sportpausen allerdings grundsätzlich inakzeptabel. Wobei festzuhalten ist, dass sich bei mir eine gewisse Altersmilde einzustellen scheint. Jedenfalls ertrug ich diese mit bislang unbekanntem Gleichmut und legte eine ebenso unerwartete wie erfreuliche Ausgeglichenheit an den Tag.

Direkt im Anschluss an die Krankschreibung  begann ich wieder mit dem Joggen. Bis ich erneut auf das Rad stieg, vergingen allerdings beinahe vier Wochen. Genau genommen: bis zum Nikolaustag.

Irgendwie hatte ich mir in den Kopf gesetzt, die Bullenseerunde zu fahren. Die Strecke erfreut sich anscheinend steigender Beliebtheit, allerdings war ich selbst bislang bei keiner der Touren dabei. In Frank fand ich dann einen erfahrenen Mitstreiter. Laut dessen Aussage verleitet ein Blick in seine  Heatmaps zu der Annahme, es handele sich um seine Lieblingsstrecke.

Der Schein trügt jedoch. Anscheinend. Kaum 20km auf den Uhren, trägt Frank leise Kritik an der Streckenplanung vor. Ja. Nach Fehmarn zu fahren wäre an diesem Nikolaustag sicher die cleverere Variante gewesen. Die Aussicht, sich später, auf dem Rückweg vom Wind tragen zu lassen, tröstete so früh am Tag auch nicht. Es gelang mir nicht mehr, auszublenden, dass ich seit vier Wochen nicht mehr auf dem Rad gesessen hatte. Daß die Ibuprofen in den Trikottaschen (liebe Kinder, nicht nachmachen!) keine übertriebene Vorsichtsmassnahme waren. Ja, es war beruhigend zu wissen, dass es einen Bahnhof in Rotenburg gibt. Aber eine wirkliche Option wäre er ja doch nicht. Nicht nach 80 Kilometern.

Der Wind war wirklich heftig. Aber irgendwie waren wir beide stur genug, die Tour wie geplant durchzuziehen. Ein Plan ist ein Plan ist ein Plan. Als wir den Bullensee erreichen, zeigen unsere Tachos Durchschnittsgeschwindigkeiten von 22 km/h an. Immerhin wurden wir mit ein Paar Sonnenstrahlen für die Strapazen belohnt.

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Zur Eröffnung der neuen Badesaison kamen wir allerdings zu früh.

Der Rückweg gestaltete sich aufgrund der nunmehr günstigen Windverhältnisse deutlich angenehmer. Allerdings mussten wir eine leicht mangelhafte Infrastruktur in dieser Gegend feststellen. OK, ich musste das erst feststellen, Frank war ja schon öfter hier. In Dänemark, denke ich noch, gab es wenigstens diesen Forellenpuff mit Kaffeeautomaten.

Angesichts meines beginnenden Unterzuckers (ja … das mir!) nahm ich die Information, dass es in einem Ort namens Welle eine Tankstelle geben solle, dankbar zur Kenntnis. Die Pächterin der „Freien Welle“ begrüßt mich beim nächsten Mal vermutlich auch mit Handschlag. Als ich Frank gegenüber beklage, dass ich glaubte eine beginnende Unterzuckerung zu spüren, begutachtete er nur kurz meine Einkäufe und meinte trocken „offensichtlich“.

Dabei habe ich mich noch zurück gehalten.

Mit ausreichend Zucker  im Blut und dem beruhigenden Gefühl zweier gefüllter Trinkflaschen lief es dann auch wieder deutlich besser für mich. Auch wenn der Trainingsrückstand noch deutlich spürbar war. Und ich den kranken Arm immer mal wieder hängen lassen musste. Genau wie vor einem Jahr, nach der ersten OP. Erstaunlich, wie gut die Verdrängungsmechanismen funktionieren. Was man auch an der Streckenwahl sieht: seinerzeit stieg ich auf einer 180er Runde wieder ein … und spürte den durch die Verletzung eingetretenen Mangel an Grundlagenausdauer genauso sehr wie jetzt … manche Dinge lernt man eben auf die harte Tour … oder wahlweise eben auch gar nicht. In Franks Worten: immerhin war ich dieses Mal um 20 Kilometer vernünftiger.

Dass Frank schon letztes Jahr zu Nikolaus am Bullensee war, wußte ich übrigens nicht. Insofern ist diese, zugegeben noch junge Tradition, eher zufällig begründet.

Es ist schön, wieder im Sattel zu sein. Auch wenn ich – und vor allem meine Schulter – nicht wirkliche böse war, dass ich am Folgetag – aus Gründen – ohnehin nicht mit dem Rad zur Arbeit fahren konnte.

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