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Berlin – Hamburg 2020

Von Hamburg nach Berlin bin ich inzwischen dreimal gefahren. Das erste Mal 2012, mit Gepäck und zwei Übernachtungen. Damals habe ich mich aber noch nicht wirklich als Radfahrer gesehen: bei den Stops in Danneberg und Havelberg war ich abends jeweils noch eine Runde joggen. Der Sport darf auf Reisen ja nicht zu kurz kommen. 2014 durfte ich das Sommerhalbjahr über in Berlin arbeiten und habe im Vorwege eins meiner Räder auf eigener Achse dorthin gebracht. Diesmal auf dem Crosser, vom Gefühl schon eher Radfahrer als Läufer. Wenn ich so drüber nachdenke, wurde die Metamorphose zum Rennradfahrer in Berlin erst so richtig abgeschlossen. Die zweite Tour also in ohne Übernachtung, mit leichtem Gepäck und bei Rückenwind auch schon im 30er-Schnitt. WIMRE. Das dritte Mal war dann im selben Jahr im Rahmen der Veranstaltung Hamburg-Berlin. Im Team. Spätestens dieser Ritt hatte mit der gemütlichen Radwanderung aus 2012 so gar nichts mehr zu tun. Zum Beispiel hatte ich einen Platten. Und G. schnappte sich wortlos mein Rad und wechselt den Schlauch gleich mal selbst, weil es ihm zu lange dauert, wenn ich mich damit abmühe. So schnell war das. Unter acht Stunden? Ich hab’s vergessen. Wahnsinnige Geschwindigkeit.

Kurz danach hat es in meinem Leben einige Umwälzungen gegeben. Positiver Art, durchweg … aber durch neue, private Termine im Oktober war und ist es mir absehbar nicht mehr möglich, an besagter Veranstaltung teilzunehmen. Die Strecke wieder einmal zu fahren hatte ich aber die ganze Zeit auf dem Zettel. Die Gelegenheit ergab sich spontan, nachdem A. einige Zeit in Berlin verbracht hatte. So sehr er die Zeit auch genoss, fehlte ihm am Ende doch das Radfahren. Daher entschlossen wir uns, ihn damit zu überraschen, unsere Räder beim Abholen mitzubringen und eine kleine Wiedereinstiegsrunde im Havelland mit ihm zu drehen. Das bedeutete aber auch, dass das Auto auf dem Rückweg schon sehr voll wäre…

…und so begab es sich, dass K. sich gegenüber meinem Vorschlag, mein Rad erstmal in Berlin zu lassen, um es dann zeitnah später und auf eigener Achse abzuholen, erfreulich aufgeschlossen zeigte.

Langer Prolog. Komplexe Logistik. Tl;dr: drei Tage nach dem Abholwochenende sitze ich mit leichtem Gepäck im Flixbus, mein Rad steht bei S. im Keller. Abends gibt es Pizza und Kindl und am nächste Morgen freue ich mich über das Ausbleiben des versprochenen Regens:

Um 08:22 starte ich und bin damit so leidlich im Zeitplan. Das ist aber auch erfreulich egal. Ich bin ohne jegliche Zeitvorgaben unterwegs. Bei Westwind ist das auch ziemlich schlau, finde ich. Entsprechend lasse ich mir im Display meines Tachos neben dem Track auch keine Geschwindigkeit anzeigen, sondern die Wattzahl die ich gerade trete. Ja, ich hab gelernt, man sagt „die Watt“. Das finde ich immer noch nicht schön, aber ich gewöhne mich gerade daran. Also, die Anzeige der aktuellen Watt (!) im Display finde ich grundsätzlich immer noch ziemlich schlau. Am Beispiel dieser Fahrt aber leider nur grundsätzlich. Als zweiten Wert hab ich die Durchschnittswatt im Display und das finde ich nicht ganz so pfiffig. Im Nachhinein.

Egal, der Text gerät mir gerade ein bißchen sehr technisch. Am Anfang habe nämlich durchaus noch ein Auge für das Drumrum. Ich mag Brandenburg, so als Gegend zum drinrumfahren, und ich glaube das unterscheidet mich von vielen Brandenburgern und den meisten Berlinern.

Jetzt, so kurz nach dem Losfahren, nehme mir sogar noch die Zeit für das ein oder andere Foto. Hab ich nicht neulich irgendwo in den sozialen Medien gelesen, dass jemand Sonnenblumenfelder gesucht hat? Ich hab eins gefunden, ohne zu suchen.

Beim Supermarkt in Rhinow (de Janeiro) stoppe ich eher aus nostalgischen Gründen. 2014, Hamburg-Berlin: „Druckbetankung“, Kurzstop zum Bunkern. Trotzdem: Gelegenheiten, die Flaschen zu füllen lässt man in Brandenburg besser nicht aus. Es sollte sich bewahrheiten: ich nehme mir vor, nach 150km die erste „richtige“ Pause zu machen; aus bekannten Gründen bunkere ich aber in Wittenberge noch einmal. Kurze Zeit später verbietet mir meine Pedanterie, bei Km 148,7 in einer Schutzhütte direkt an der Elbe Pause zu machen. Danach bin ich erstmal so tief im Nirgendwo, dass sich geschlagene 20 Kilometer lang keine Sitzgelegenheit an der Strecke ergibt. Keine Schutzhütte, keine Bank, kein Nix. Ich glaube, hier frage ich mich zum ersten Mal, warum genau ich eigentlich diese Strecke unbedingt noch einmal fahren wollte. Am Ende mache ich meine Pause dann also geschlagene 20 Kilometer später als geplant. Ich versuche, einen Riegel zu essen und merke bereits, wie schwer mir das fällt. So richtig mag mein Magen nichts aufnehmen. Meine Zielwatt habe ich anscheinend doch etwas hoch angesetzt, und abgesehen davon, dass ich nicht richtig essen kann, beginne ich mich allmählich zu quälen. 120km vor dem Ziel. Prost Mahlzeit.

Hitzacker. Ich stoppe an einer Tanke und kaufe mir Eis und Cola. Der Track endet jetzt in weniger als 100km. Hundert gehen ja immer, und meinen „Followern“ schreibe ich dementsprechend im „offiziellen“ Chat, dass ich gleich da bin. K. gegenüber bin ich ehrlicher. Es gibt hier eine Bank, die zu meinem Eintreffen allerdings noch besetzt ist; die ersten Minuten dieser am Ende doch langen Pause verbringe ich auf dem Boden sitzend.

Als die Bank frei wird, spiele ich einige Ausstiegsszenarien durch. Leider – oder rückblickend zum Glück – hätte ich geschlagene zwei Stunden auf den nächsten „Erixx“ warten müssen. Zudem war die Umsteigezeit in Lüneburg etwas knapp bemessen. Am späten Abend in Lüneburg zu stranden hätte mir ja auch nicht wirklich weiter geholfen. So entscheide ich mich, ehrlich gesagt schweren Herzens und ein bißchen wiederwillig, meine Fahrt fortzusetzen. Dass ich *so* nah am Ausstieg war teile ich K. allerdings nicht mit. Stattdessen geht unser Dialog etwa so: „Junior will morgen ’ne Permanente mit Dir fahren, was sagst?“ – und ich so: „klar, gut ausschlafen, dann passt das schon“.

:rolleyes:

Jetzt geht es durch’s Wendland. Ganz schön, aber jetzt auch erstmal ganz schön steil. Bis 13%? Ich habe es vergessen. Dunkel erinnere ich, dieses Gehügel schon nach meiner ersten Tour notiert zu haben. Meine Zielwatt stellen sich jetzt endgültig als illusorisch raus, und ich hasse meine Selbstüberschätzung. Apropos – habe ich A. gerade eine Permanente für morgen versprochen? Aber: schön. Es ist schön hier. Das nehme ich jetzt wieder wahr und hoffe hier und da, ich wäre etwas frischer und könnte den Ritt mehr genießen.

30 Kilometer später, ein Bleckede, muss ich noch einmal Pause machen. Ich denke an die Salzkruste auf meiner Hose, und an Emma Pooley, die in kürzlich aus ähnlichen Gründen einen McD-Besuch auf Instagram dokumentiert hat: mein Körper braucht Salz. Statt McDonalds wird es der örtliche Döner. Eine Pommes bitte, ordentlich Salz. Wie, ohne Salz? Nein, bitte reichlich. Alkoholfreies Bier gibt es auch, und ich glaube, ich gebe meinem Körper genau das, was er braucht. Mir geht es besser. Ja, ich bin ein bißchen neidisch auf die Menschen, die auf der gegenüberliegenden Seite ihr Auto direkt vor dem Griechen parken. Und die mit dem Bier vom Faß vor sich auf dem Tisch. Andererseits – was sollte ich auch mit einem Grillteller, wenn ich nicht einmal meine Pommes schaffe?

Ich sitze lange dort. Amüsiere mich zusammen mit der Dorfjungend über den Hippie mit seinem Wohnmobil, auf dem Worte wie „Namaste“ und „Peace“ stehen, der im Vorbeifahren Leute bepöbelt. Ja, die Szenerie hätte ich noch etwas genießen können, aber irgendwann zieht es mich dann doch weiter. Tatsächlich. 🙂 Ich schaue nicht mal mehr nach Zügen, das einzige Eingeständnis an den inneren Schweinehund: sollte ich zufällig auf weniger als 20km an Lüneburg herankommen, denke ich möglicherweise über einen Metronom nach. Vielleicht.

Abendbrot in Bleckede

In der Folgezeit stellt sich glücklicherweise heraus, dass ich mit meiner Einschätzung, was mein Körper braucht, nicht gänzlich daneben lag. Endlich ist sie da, die zweite Luft. Eine eventuelle Pause stelle ich meinem ISH in Geesthacht in Aussicht. Frühestens. Von einem Ding namens „Metronom“ oder einem Ort namens „Lüneburg“ ist in unseren Zwiegesprächen nicht mehr dir Rede.

Straßensperrung? Nee, erstmal gucken. Mit dem Rad geht es ja meist. Es rumpelt schon böse, weil die Schwarzdecke abgetragen ist. Pavé für Arme. Dann kommt ein Zelt, darin: eine Brücke. Naja, einen einzelnen Radfahrer wird sie schon tragen. Auf der anderen Seite nähert sich dem Zelt ein E-bikendes Pärchen vorsichtig von der anderen Seite. Die Frau schlägt die Plane zurück, als ich gerade davor stehe. „Mahlzeit!“ Als ich mich von der Baustelle entferne, kommt mir ein Rennradfahrer entgegen. „Geht! Du musst durchs Zelt durch!“ rufe ich ihm zu und bin mir nicht sicher, ob er mich versteht.

Hohnstorf. Tanke. Ich hab keine Lust zu halten. Die Vernunft sagt aber, ich sollte bunkern. Es gibt sogar blaues Gatorade! 🙂 Die Flaschen werden gefüllt, ein halber Liter Cola wandert als eiserne Reserve in den Rucksack (sic). Cola mag ich aber schon lange nicht mehr sehen und diese Flasche sollte dann am Ende – Spoileralarm – auch als „Hasencola“ an Keule vererbt werden. Wenn Papa alleine verreist, sollte er auch was mitbringen.

Dann: Krümmel auf der anderen Elbseite. Avendorf: ich erreiche den Landkreis Harburg. Und freue mich über Gebühr, wieder in WL-Land zu sein. Natürlich dämpfen später einige Autofahrer mit diesem Kennzeichen meine Freude: so hat halt jeder seine Spezis.

Geesthacht. Den Schlenker über die Elbe spare ich mir. Da drüben, in Altengamme, endet der Track. Ich beende ihn, und bleibe auf meiner Elbseite. Dann kommt das Ortsschild später, aber ich bin eher zuhause. Alles in allem ein guter Kompromiss. Von einer weiteren Pause ist indes keine Rede mehr. Ich will nur noch Hause, und der ISH hat kein Mitspracherecht. Manchmal, damals, vor dem Home Office und allem, was dieses Jahr so anders gemacht hat, hab ich ab und zu auf dem Heimweg den Schlenker über Geesthacht gemacht. Entsprechend teile ich mir die Reststrecke ein: ab Hoopte ist es nur noch eine einfache Arbeitswegdistanz bis nach Hause. Gut, danach zieht es sich noch etwas. Auch mit weniger als 280 Kilometern in den Beinen. Aber was soll’s.

Das Ortsschild muss ich dann natürlich auch fotografieren. Das gestaltet sich etwas schwierig, weil ich am Fahrbahnrand stehen muss und es an der Stelle keinen Bürgersteig gibt. Die junge Frau, die neben mir steht und telefoniert, merkt dann auch irgendwann, dass es günstigere Stellen dafür gibt.

Tja – und dann fahr ich halt nach Hause. K. hat meine Ankunftszeit mit „ca. 22 Uhr“ viel besser geschätzt als ich. Den Pizzaboten lasse ich zwar noch mal kommen, aber esse kaum was von dem, was er mitbringt. Später schlafe ich erstaunlicherweise ganz gut und auch die Permanente bring ich mit einigermaßen Anstand über die Bühne. Zum Glück ist der Junge erst 11.

Danke für’s Lesen. Fahren und berichten hat mir richtig Spaß gemacht – ersteres ehrlich gesagt teilweise (!) erst im Nachhinein: aber es bleibt die Erkenntnis, dass ich die langen Kanten noch kann, es aber vermutlich mehr Spaß machen würde, täte ich es öfter. In dem Sinne: ich muss aufhören, weniger zu fahren.

Das Lied vom Scheitern

Vor ziemlich genau einem Jahr notierte ich, ich sei noch nie so froh gewesen, in Verden zu sein. Dass ich das an diesem zweiten Weihnachtstag noch einmal toppen würde, war so erstmal nicht abzusehen.

Dann aber ergab es sich, dass die diesjährige Festive insgesamt unter keinem besonders guten Stern stand; Gerrit laboriert weiter mit seinen Unterarmen, und Frank sagt wegen eines sich kurzfristig zugezogenen Knochenbruchs gleich mal ganz ab. Also statt eines Punkt-zu-Punkt-Abenteuers (grobe Richtung Ulan Bator) wieder auf die „große Hausrunde“ des letzten Jahres.

Der Tag X – tatsächlich war ich im Vorfeld ungewöhnlich nervös, so dass diese Bezeichnung schon gerechtfertigt ist – beginnt denn etwas früher, als es eigentlich wünschenswert wäre. Das Kind weihnachtscrosst im Appelbütteler Forst und natürlich begleiten wir es in den Wald, um es unseren tenniselterlichen Pflichten entsprechend anzuschreien. Anschließend beim Griechen schlage ich mir noch einmal den Bauch voll – wie sich herausstellen sollte, nicht meine beste Idee – und mit einer weiteren halben Stunde Verspätung treffe ich Gerrit um 18:00 traditionell an der Kirche.

Dann ist es erstmal fast genau wie letztes Jahr. Bis wir irgendwann „falsch“ abbiegen, kann man sich noch eine ganze Weile vormachen, auf einer harmlosen Heidschnuckenrunde unterwegs zu sein. Dass ich etwas stärker schwitze als mir eigentlich lieb ist, liegt nicht nur an dem „ruhigen“ Tempo – auf dem Rückweg vom Griechen hatte es geregnet, und wegen der spontan umgeplanten Klamottentaktik schmore ich in meiner Regenjacke im eigenen Saft.

Frühzeitig entscheide ich mich, mich bei passender Gelegenheit umzuziehen. Noch gehe ich davon aus, dass dies in Unterlürss der Fall sein wird, also etwa bei Kilometer 100. Wie letztes Jahr. Ich plane auch, dort meine Flaschen aufzufüllen. Wie letztes Jahr. Weil ich soviel schwitze, trinke ich auch viel, und bis Unterlürss habe ich anderthalb Trinkflaschen weg. Je ländlicher die Gegend wird, umso bewusster wird mir dann aber der Umstand, dass wir ja zwei Stunden später los sind als letztes Jahr – und frühzeitig beginne ich mich zu fragen, ob die Tanke wohl bei unserer ETA von etwa 22 Uhr noch offen haben wird. Und wenn ja – warum? Also: für wen, außer uns?

Lange Rede: natürlich war sie zu. Auch die Dönerbude wurde schon geputzt. Dennoch zwinge ich Gerrit zu einem kurzen Halt. Wenigstens die Mütze wechseln. Meine ist nass und die Verdunstungskälte an den Schläfen macht mir Kopfschmerzen.

Hier keine Pause machen zu können, drückt gewaltig auf die Moral. Es stimmt aber, es hilft ja nix: zum draußen Pause machen ist es zu kalt. Es gibt keine Option als weiter treten. Bergen wird der nächste Meilenstein. „Vielleicht hat da ja was auf“ sagt Gerrit. Natürlich weiß ich es besser. Ich erinnere gut, dass mir die 120 Kilometer von Unterlürss bis Verden letztes Jahr schon ein bißchen zu weit waren, und dass ich seinerzeit auch mit diesem Stop nach Optionen für weitere Pausen Ausschau gehalten habe. Vielleicht setze ich doch ein wenig Hoffnung auf Bergen, um den inneren Schweinehund auszutricksen, ich weiß es nicht. Natürlich hat dort alles zu, aber Verden ist etwas näher.

Tja, und mein Magen. Er macht mehr als deutlich, dass er den Grillteller gerne wieder loswerden würde. Irgendwann ist es so schlimm, dass ich um einen kurzen Stop bitten muss, um ihm diese Möglichkeit zu bieten – aber so wichtig ist es ihm dann doch wieder nicht. Stattdessen gibt mir Gerrit ein Renny aus, und danach ist es dann etwas besser.

Ich sag es noch nicht, aber zu diesem Zeitpunkt scheint mir am wahrscheinlichsten, dass dieses Abenteuer in Bremen endet. Ich beschliesse, Gerrit in Verden bei Macces in meine Pläne einzuweihen. Ein bisschen Hoffnung auf die zweite Luft habe ich schon noch, vor allem aber möchte ich Gerrit nicht demoralisieren. Das Horrorszenario zu diesem Zeitpunkt wäre ein geschlossener Mac Donalds in Verden. Nicht auszumalen, was dann passiert wäre. Die Freude, in Verden zu sein, ist also schon um einiges größer als im letzten Jahr – geht aber noch mit dem Bangen einher, ob wir tatsächlich im warmen würden sitzen können.


Wir konnten. Nach 220 Kilometern und gut acht Stunden auf dem Rad machen wir – mit ich glaube, einer guten halben Stunde – sogar relativ ausgiebig Pause. Mein Magen will noch nicht, aber ich weiss, dass ich wohl besser etwas esse. Lange weiss ich nicht so recht, was – und am Ende war der Muffin wohl eine ganz gute Wahl. Außerdem nutze ich den Stop, mich endlich umzuziehen. Das Baselayer ist zum Glück nur mehr leicht feucht: ich habe versehentlich eins von Arthies Unterhemden als Ersatz eingepackt. Und in XS passe ich zurzeit einfach nicht rein.

Gerrit kämpft offenbar seinen eigenen Kampf und nimmt das erste Mal das Z-Wort in den Mund. Ich kann ihn aber davon überzeugen, dass es keinen Sinn macht, vor Bremen auszusteigen. Und als wir wieder aufs Rad steigen, ist die Stimmung spürbar gestiegen. Ungefähr in Bremen fällt mir dann auch auf, dass mein Magen endlich seinen Kampf gegen die Grillplatte gewonnen hat. Es ist sogar wieder etwas Platz.

Bremen lassen wir dann auch links liegen. Der Ausstieg ist für uns beide anscheinend zu diesem Zeitpunkt keine Option. Aber es ist weit nach Bremerhaven; weitere 120 Kilometer. Im Kopf versuche ich mir schon die restliche Strecke bis zu Hause in appetitliche Happen aufzuteilen. Ich fantasiere davon, von einer weiteren Pause erfrischt relativ locker bis Cuxhaven zu kommen, um dann auf der Strecke zwischen Cuxhaven und zu Hause auf mindestens einer weiteren Pause zu bestehen.

Es dämmert, wir nähern uns endlich Bremerhaven … und Gerrit fragt, ob es ok wäre, wenn er in Bremerhaven in den Zug steigt. Natürlich ist es das. Ich finde grundsätzlich nix ehrenrühriges an einem Abbruch, und gesundheitliche Gründe hat er ja auch vorzubringen. Und dennoch dauert es eine Weile, sowie das Durchdenken diverser Optionen, bis wir uns dazu entschließen, in Bremerhaven abzubrechen.


Mit dem Abbruch mache ich auch ziemlich umgehend meinen Frieden und genieße sowohl Zugfahrt, als eigentlich auch den gesamten restlichen Tag in einem angenehmen Dämmerzustand – später auch mit ausgedehnten Schlafphasen. Bis ich mich final entscheiden kann, die Festive dieses Jahr Festive sein zu lassen, vergehen aber noch ein paar Stunden. Rechtzeitig finde ich auf Facebook das passende Zitat: „Ursprüngliche Bedeutung von „legnern“: sich rechtzeitig erinnern, dass Rad fahren Spaß machen soll“. Ob ich noch eine InOneGo fahre, lasse ich an dieser Stelle mal ausdrücklich offen. Die Festive nächstes Jahr in mundgerechte Häppchen aufzuteilen, und jeweils bei Tageslicht zu absolvieren, erscheint mir gerade nicht unsympathisch. Aber was wird mich schon morgen mein Geschwätz von heute scheren. 😉

Danke für’s Lesen.

Tour de Friends Stage 2 – Innsbruck – Brixen

Heute nur 90 Kilometer. Und: nach 40 Kilometern geht es nur noch bergab. Wir durften ja heute ausschlafen – die Starts erfolgten erst ab 10 Uhr – wobei wir aufgrund der guten Zeiten des Vortages als eins der ersten Teams auf die Strecke geschickt wurden. Was mir trotz eventuell nachlassender persönlicher Performanz noch etwas Tagesfreizeit ermöglichen würde. Voraussichtlich würde es erneut trocken bleiben. Gute Voraussetzungen, gute Aussichten. Auch später auf der Strecke:


Trotzdem habe ich gehörigen Respekt vor morgen. Auf keinen Fall will – und darf – ich mich heute kaputt fahren. Notfalls lasse ich die Gruppe halt ziehen, beschließe ich. Mal wieder.

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Bring me the horizon

I rode here once, I rode here twice.. I rode here a hundred fu**ing times.

But #THF never brought me the horizon. 😉

Meine Berlinzeit neigt sich dem Ende. Man kann sagen, ich bin viel auf „dem Feld“ gefahren. Ich werd’s vermissen. Eine Runde auf den „rosa Punkten“ sind knappe sechs Kilometer – für eine vorzeigbare Distanz muss man also schon die ein oder andere Runde drehen. Dem Läufer seine Tartanbahn, dem Rennradler sein Feld. Und für mich als ETM-Veteran grenzt die gebotene Aussicht ja schon fast an Reizüberflutung. 😀

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